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Vom Fussballplatz in die Geschäftsleitung

Islam Leskovci über Leidenschaft, Leistung – und warum er heute junge Reinigungstalente fördert

Islam Leskovcis Geschichte ist eine die von Disziplin und Ehrgeiz handelt und von der Fähigkeit erzählt, aus Rückschlägen neue Wege zu machen. Heute ist er Regionalleiter bei der Enzler Reinigungen AG, zuständig für die Region Zentral (Zürich, Aargau, Zug, Luzern) und Mitglied der Geschäftsleitung. Früher spielte er Fussball auf Profi-Niveau – bis eine Verletzung seine Karriere jäh beendete.

Ein Gespräch über frühe Träume, harte Landungen – und die Motivation, aus jeder Aufgabe die das Leben stellt, das Beste zu machen.

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Islam Leskovci, Gebäudereiniger, ex-Profi-Fussballer, Kursleiter

Die ersten Schritte: Alles auf Karte Fussball

Aufgewachsen ist der 39-jährige Islam Leskovci in Horgen. Als Jugendlicher zieht er mit seiner Familie nach Zürich – wegen des Fussballs. «Meine Eltern haben sich komplett auf mich fokussiert. Ich sollte es schaffen.»

Er besucht die Kunst- und Sportschule in Zürich, trainiert mit bekannten Namen wie Kay Voser, Veroljub Salatic und Reto Ziegler. «Wir hatten zweimal am Tag Training – morgens, dann Schule, nachmittags wieder Training. Es war eine Talentschmiede.»

'Such dir eine Lehre - sonst such ich dir eine als Gebäudereiniger'. (Leskovci's Vater)

«Damals gab es noch nicht viele solche Schulen für angehende Profi-Sportlerinnen und -sportler. Wir waren vielleicht 50 Schülerinnen und Schüler insgesamt – darunter Eiskunstläuferinnen, Balletttänzerinnen, Skispringer, Eishockeyspieler und eben wir Fussballer. Das war eine spezielle Zeit, ich habe noch mit vielen Kontakt.»

Vom Trainingsplatz ins Büro – oder doch nicht

Nach der Schule beginnt Leskovci eine kaufmännische Lehre – aber es passt nicht. «Ich habe nach drei Monaten abgebrochen. Ich konnte einfach nicht stillsitzen. Das Büro, das war nicht mein Ding.»

Sein Vater stellt ihm ein Ultimatum: entweder eine Ausbildung – oder ausziehen, und schlug ihm eine Lehre als Gebäudereiniger vor. «Er hat gesagt: ‘Du bist jetzt 18. Du machst jetzt etwas. Such dir eine Lehre, sonst such ich dir eine als Gebäudereiniger’» Am Ende beginnt er die Lehre als Gebäudereiniger – nicht unbedingt sein Traum. «Am Anfang habe ich mich fast geschämt. Profifussballer – und jetzt Reinigung? Das war ein harter Kontrast.»

"Training, Schule und Lehre – das alles muss Platz haben – in dieser Reihenfolge. Und es wird weder Training noch Schule geschwänzt!" (André Nauer, ISS)

Doch Leskovci ist pragmatisch: Der Beruf lässt sich bestens mit dem Fussball vereinbaren. Er trainiert weiterhin bis zu dreimal am Tag, arbeitet dazwischen, und sein Ausbildungsbetrieb zeigt viel Verständnis. «Ich hatte Glück – aber ich habe auch vollen Einsatz gegeben.»

Die entscheidende Weiche: Einstieg bei ISS

Leskovci spielt bei GC und wird selektioniert. Mit der Aufnahme ins Kader stieg der Trainingsaufwand - von zwei auf drei Trainings am Tag. Das war mit der Lehre bei der Stadt Zürich nicht vereinbart. Leskovci setzt also alles auf die Karte Fussball und kündigt seinen Ausbildungsvertrag zum Ende des 2. Lehrjahres. Seinen Eltern erzählt er zunächst nichts.

Dann die Wende.

«Ein Mann meldete sich eines Abends bei mir: ‚Guten Abend, hier spricht André Nauer von der ISS.‘ Ich wusste zuerst gar nicht, wer das ist», erzählt Leskovci. Doch der Anruf sollte sein Leben verändern.

André Nauer, CEO von ISS und grosser Fan des Vereins wurde auf das Talent aufmerksam. Er hat mitbekommen, dass Leskovci Fussball spielt und gleichzeitig eine Ausbildung zum Gebäudereiniger macht. Er bot ihm einen Ausbildungsplatz an – unter einer Bedingung: «Training, Schule und Lehre – das alles muss Platz haben – in dieser Reihenfolge. Und es wird weder Training noch Schule geschwänzt.»

Für Leskovci war das ein Jackpot: Morgens um 6 Uhr Training, danach ein paar Stunden arbeiten, dann wieder ins Training. Und donnerstags Schule. «Mein Arbeitgeber hat das mitgetragen. Das war nicht selbstverständlich. Ich musste auch Leistung bringen, klar. Aber ich bekam auch Vertrauen.»

"Zwei Wochen lang habe ich mit Schmerzmitteln weitertrainiert – ohne dass jemand von meinen Schmerzen wusste. Nicht einmal meine Eltern". (Leskovci nach seinem Unfall)

Er wechselt also im letzten Lehrjahr und bleibt – mit kurzer Unterbrechung – insgesamt 16 Jahre im Unternehmen. «Ich hatte eine super Zeit. Die Firma hat viel für mich gemacht. Dafür bin ich bis heute dankbar. Ohne diese Chance wäre vieles nicht möglich gewesen.»

Die Verletzung: «Ich wusste sofort, das war’s»

Zurück ins 2007. Dann passierte der Unfall. Leskovci hat einen Profivertrag bei GC, spielt ein Qualifikationsspiel mit der albanischen U21 und trainiert auch mit der albanischen A Nationalmannschaft. Dann, in einem Spiel mit der U21 von GC gegen den FC Baden, passiert es: «Ich habe sofort gemerkt: Der Fuss ist kaputt. Jetzt ist es vorbei.»

Doch er will es nicht wahrhaben. «Zwei Wochen lang habe ich mit Schmerzmitteln weitertrainiert – ohne dass jemand von meinen Schmerzen wusste. Nicht einmal meine Eltern.» Erst ein Sportarzt stellt die richtige Diagnose: Bänder- und Kapselriss sowie Splitterbruch am Sprunggelenk. Die Operation folgt – aber auch die bittere Erkenntnis: Der Traum vom Profifussball ist ausgeträumt.

Er setzt nun voll auf die Karte Gebäudereinigung.

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Einmal Teamplayer, immer Teamplayer: Leskovci unterrichtet im GAV-Lehrgang

Ein neuer Weg: «Ich wollte wissen, wie man führt»

Islam Leskovci kehrt zurück in die Arbeitswelt – zuerst als Reiniger, dann mit einer klaren Mission: «Ich wollte nicht einfach «nur» arbeiten. Ich wollte verstehen, wie das Geschäft funktioniert», sagt er rückblickend. Nach der Lehre übernimmt er erste kleinere Führungsaufgaben und stellt seinem Chef viele Fragen. «Ich bin ihm regelrecht hinterhergelaufen. Habe ihn mit Fragen gelöchert: Warum machst du das so? Wie entscheidest du das? Ich wollte erfahren, mit welchen Herausforderungen eine Führungskraft in der Gebäudereinigung konfrontiert ist.»

"Erfahrungen sammeln und wachsen. Die Unterstützung, die ich erhalten habe, hat mich geprägt. Ich wollte das zurückgeben – mit Leistung, Loyalität und Einsatz."

Sein Engagement bleibt nicht unbemerkt. Er wird zum Objektleiter befördert, später zum Junior-Gebietsleiter – und übernimmt bald schon Verantwortung für 80 Mitarbeitende. «Ich war Anfang zwanzig. Viele im Team waren doppelt so alt wie ich. Ich musste mir Anerkennung erarbeiten – nicht durch den Titel, sondern durch Vorbild.» Also geht er an die Front, begleitet seine Kolleginnen und Kollegen, erklärt, unterstützt, schult und fördert.

Er beginnt, sich weiterzubilden, macht die Berufs- und später die höhere Fachprüfung – berufsbegleitend, mit vollen Tagen und langen Abenden.

Die Firma wird für ihn zu einer zweiten Schule – aber auch zu einer Familie – fast im wörtlichen Sinn. «Erfahrungen sammeln und wachsen. Die Unterstützung, die ich erhalten habe, hat mich geprägt. Ich wollte das zurückgeben – mit Leistung, Loyalität und Einsatz.»

Heute bei Enzler: «Unsere Mitarbeitenden sind unsere Visitenkarte»

Seit 2021 arbeitet Islam Leskovci bei der Enzler Reinigungen AG. Heute ist er Regionalleiter und Mitglied der Geschäftsleitung. Besonders am Herzen liegt ihm der respektvolle Umgang mit dem Reinigungspersonal. «Ich weiss, wie sich ein Reiniger, eine Reinigerin fühlt, wenn nie jemand kommt und schaut, was er oder sie macht.» Deshalb ist er regelmässig draussen bei den Teams, spricht mit ihnen, hört zu. «Unsere Mitarbeitenden sind die Visitenkarte und eines der wichtigsten Bestandteile der Firma. Sie repräsentieren unser Unternehmen gegenüber unseren Kundinnen und Kunden. Sie verdienen Wertschätzung und gute Arbeitsbedingungen.»

Was meint er mit guten Arbeitsbedingungen? «Den Wandel unserer Gesellschaft. Zum Beispiel das Versetzen der klassischen Abend-/Morgenreinigung in Tagesreinigungen. Viele unserer Mitarbeitenden haben Familie. Warum also nicht vermehrt tagsüber reinigen, wenn es die Situation der Kundinnen und Kunden erlaubt? Tagesreinigung sorgt auch für die Reinigungsmitarbeitenden dafür, dass sich Familien- und Berufsleben gut miteinander vereinbaren lassen, erhöht die Akzeptanz der Reinigerinnen und Reiniger, schafft mehr Anerkennung und bindet unsere Leute besser in die Gesellschaft ein.» Dass sich das lohnt, zeigt sich in der Praxis. «Unsere Mitarbeitenden identifizieren sich mit ihrer Arbeitsumgebung und das Verantwortungsgefühl steigt.» Reinigungskräfte können während der Tagesreinigung selbstständig und rasch auf Kundenbedürfnisse reagieren.

Ausbildung nach Artikel 32: «Das sind keine Suchenden mehr – das sind Macher»

Leskovci setzt sich aktiv dafür ein, dass Mitarbeitende in der Reinigungsbranche eine Ausbildung machen oder nachholen können. Besonders freut er sich über den Weg der Nachholbildung nach Artikel 32, der es Berufserfahrenen ohne offiziellen Abschluss in der Schweiz erlaubt, den EFZ-Abschluss nachträglich zu machen. «Wir haben viele erfolgreiche Abschlüsse begleitet. Diese Leute bringen Leidenschaft und Erfahrung mit – sie brauchen nur noch das Wissen.»

Er selbst ist auch Kursleiter im GAV-Lehrgang der ZPK-Reinigung. «Ich unterrichte vor allem das Basismodul, zum Thema: Dienstleistungsverständnis, Ziel und Zweck, Servicementalität und Arbeitsverhalten.»

Im Unterricht spricht er Klartext. «Ich erkläre, wie der GAV aufgebaut ist, was Rechte und Pflichten sind – und warum das alles wichtig ist. Es ist schön zu sehen, wie die Leute durch Wissen wachsen. Es ist extrem wertvoll, Wissen weiterzugeben und die Wichtigkeit unserer täglichen Arbeit zu vermitteln. Dieser Beitrag ist für unsere gesamte Branche wegweisend.»

"Gebäudereiniger ist ein vielseitiger und spannender Beruf, in dem man jeden Tag Neues dazulernen kann – fachlich und persönlich."

Warum Gebäudereinigung?

Auf die Frage, warum er jungen Menschen den Einstieg in die Branche empfiehlt, antwortet Leskovci ohne zu zögern:

„Weil es ein vielseitiger und spannender Beruf ist, in dem man jeden Tag Neues dazulernen kann – fachlich und persönlich. Man arbeitet im Team, übernimmt Verantwortung und wächst an den Herausforderungen, die einem gestellt werden. Gleichzeitig hat man die Möglichkeit, kreativ zu sein. Es geht um Hygiene, Nachhaltigkeit, Materialkunde, Organisation und Kommunikationsfähigkeit. Jeder Tag bringt Abwechslung und Erfolgserlebnisse. Und das Beste: Wer motiviert, engagiert und Lernbereitschaft zeigt, kann in der Branche viel erreichen und vielfältige Karrierewege einschlagen.“

Seine Geschichte ist der Beweis dafür.