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"Reinigung ist eine Herzensangelegenheit"

Heinz Bucher über Verantwortung von Chefs und wichtiger Ausbildung

Heinz Bucher wirkt seit über 30 Jahren in der Reinigungsbranche – als Geschäftsführer, Ausbildner und Branchenkenner. Doch gestartet ist er ganz woanders: mit einer Lehre als Landmaschinenmechaniker. Heute unterrichtet er Reinigungskräfte, Hauswarte und Kaderleute – und brennt noch immer für seine Arbeit.

Ein Gespräch über Qualität, Stolz – und warum ein gereinigtes WC manchmal mehr über einen Betrieb aussagt als jedes Organigramm.

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Heinz Bucher, Ausbildner mit Herz, Hand und Verstand

«Auf dem Land gab’s keine Wahl»

Eigentlich hatte Heinz Bucher nach der obligatorischen Schulzeit andere Pläne, wie er sagt. «Ich wäre gerne weiter in die Schule oder hätte das KV gemacht. Aber das kam einfach nicht in Frage.»

Warum nicht?

«Das Büro hatte damals auf dem Land einen schlechten Ruf. Wer im Büro sass, galt als faul und unbrauchbar. So war das vor fast 50 Jahren.» Und so wurde er Landmaschinenmechaniker – weil es keine Wahl gab.

«Die Stelle war ausgeschrieben. Und dann sagte mein Vater: Wenn du sie bekommst, nimmst du sie. Fertig.»

Trotzdem: «Es war eine gute Zeit», erinnert er sich. «Ich habe viel gelernt: schweissen, drehen, schmieden – sogar Hufeisen. Das kann ich heute noch brauchen.» Der Weg zur Berufsschule führte im Winter mit dem Töffli durch Kälte und Schnee. «Es war hart, aber wir haben’s geschafft.»

Vom Mechaniker zum Unternehmer

Nach der Lehre und der Handelsschule übernimmt Bucher mit 25 Jahren eine Filiale für Motorgeräte in Schönenwerd. Er baut den Betrieb mit acht Mitarbeitenden auf, verkauft Geräte von Stihl, Kärcher und Co. Doch er versteht sich nicht mit den Juniorchefs. Und so bewirbt er sich – ohne genau zu wissen, worauf er sich einlässt – bei Amberg-Hossbach und landet in der Reinigungsbranche.

"Natürlich verändert sich viel – neue Technik, Robotik, Facility Services. Aber am Ende zählt der Mensch."

«Ich wollte auf die andere Seite – vom Verkauf zur Anwendung. Und plötzlich heisst es: Wollen Sie nicht gleich die Geschäftsführung übernehmen?» Er sagt Ja – und beginnt 1991 in Luzern. Als Amberg-Hossbach später zur Vebego Schweiz wird, baut er die Niederlassung auf über 1’000 Mitarbeitende aus.

Reinigung ist für Heinz Bucher ein Handwerk – und eine Frage der Haltung. «Natürlich verändert sich viel – neue Technik, Robotik, Facility Services. Aber am Ende zählt der Mensch. Und der kann nicht ersetzt werden.»

Besonders wichtig ist ihm, dass Führungspersonen den Bezug zur Realität nicht verlieren. Ist das nicht auch eine Gefahr, dass das Management so sehr mit Zahlen, Abläufen und Prozessen beschäftigt ist, dass es die Verbindung zu den Leuten vor Ort verliert?

Seine Antwort ist klar: «Das ist eine absolut berechtigte Frage. Sie verlieren sie nicht nur – sie haben sie zum Teil nie gehabt. Die haben es gar nie erlebt.

Darum sage ich: Kaderleute sollten minimum eine Woche, besser zwei, mitgehen. Erleben, was es bedeutet, bei einer Reinigung dabei zu sein – von morgens um sieben bis abends um fünf.»

Was es bedeutet? «Krampf. Kälte, Hitze. Und: Reinigerinnnen und Reiniger sind immer im Glashaus. Sie werden ständig beobachtet – vom Kunden, von der Passantin, von Mitarbeitenden. Bucher wählt deutliche Worte: «Wenn die Leitung nicht weiss, was das bedeutet, fehlt das Verständnis für den Kern der Arbeit. Und dabei sind es genau diese Leute, die uns allen letztlich den Lohn sichern. Denn nur was gereinigt wird, kann dem Kunden verrechnet werden.»

Und oft beginnt die Wahrnehmung schon bei einem Ort, der selten erwähnt wird, aber viel aussagt: dem WC. «Ein gereinigtes WC ist die Visitenkarte eines Unternehmens. Wenn ich essen gehe, schaue ich zuerst aufs WC – ist es sauber, stimmt meist auch die Küche. Das habe ich von meiner Mutter gelernt – und es stimmt.»

Qualität, Respekt – und Stolz

Als gelernter Mechaniker ist Bucher Genauigkeit gewohnt. Doch in der Reinigung war das anfangs nicht selbstverständlich. «Die Qualitätsansprüche waren tief – das hat mich gestört.» Er beginnt, eigene Standards zu setzen. Und gewinnt damit Kundschaft. «Sauberkeit ist sichtbar. Und Qualität spricht sich herum.»

Heute spricht er nicht nur darüber – er schult Reinigungsteams und Führungskräfte im gesamten Unternehmen. Die Module hat er selbst mitentwickelt – von Chemie über Werkstoffkunde bis zur Kalkulation. «Reinigung ist systematisch, anspruchsvoll – und verlangt Know-how.»

Ausbildung mit Haltung: «Fordern, fördern, vorleben»

Nach einem schweren Unfall hat Heinz Bucher entschieden, die Managementaufgaben abzugeben und sich voll und ganz für die Ausbildung einzusetzen. Über die Jahre hat er wohl Hunderte von Lernenden, Quereinsteigerinnen und Fachpersonen begleitet – mit grossem Engagement und einer klaren Vorstellung davon, was gute Ausbildung ausmacht.

«Vorbild sein – das ist für mich der wichtigste Punkt. Wenn ich etwas von anderen erwarte, muss ich es selbst auch vorleben.»

In seinem Unterricht im Betrieb oder aber an den unterschiedlichen Schulen legt er grossen Wert auf Praxisnähe, Disziplin und Respekt. «Ich bin streng – aber fair. Und ich fordere viel. Aber ich fördere auch viel. Und ganz wichtig: loben und den Lernerfolg aufzeigen.

Ein grosses Anliegen sind ihm die vielen Frauen, die in der Reinigung tätig sind – insbesondere jene, die sich über die Nachholbildung nach Artikel 32 weiterqualifizieren. «Ohne die Frauen könnten wir diese Branche nicht am Leben erhalten – ganz klar. Sie leisten enorm viel. Und sie wollen. Das ist der Unterschied.»

Er beobachtet, dass viele dieser Frauen aus Kulturkreisen kommen, in denen Bildung für Frauen nicht selbstverständlich war.

«Dass Frauen heute bei uns eine Ausbildung machen, Verantwortung übernehmen, sich weiterentwickeln – das ist beeindruckend. Und das verdient Respekt und Förderung.»

Seine Module zur internen Weiterbildung umfassen Themen wie Werkstoffkunde, Reinigungssysteme, Chemie, Sicherheitsstandards und Kalkulation. Geschult werden Lernende, Mitarbeitende in der Artikel-32-Ausbildung und Kaderpersonen.

Besonders stolz ist Bucher auf das, was seine Kursteilnehmenden daraus machen.

«Wenn der Knopf aufgeht, wenn jemand plötzlich merkt, dass er oder sie das kann – das sind für mich die schönsten Momente.»

Reinigung braucht Menschen – und Perspektiven

Ob an Hauswartschulen, bei Lernenden und Artikel 32 oder an internen Schulungen – Heinz Bucher unterrichtet viel. Und gerne. «Solange ich Freude habe und gute Rückmeldungen bekomme, mache ich weiter. Ich bin jetzt 64. Aber ich bin noch nicht fertig.»

Was ihn in der Branche gehalten hat? Auch darauf hat er eine klare Antwort. «Ja, es gab einen Moment, in dem ich gespürt habe: Das ist meine Branche. Ich bin angekommen.» Dieser Moment kam rund zwei Jahre nach seinem Einstieg als Geschäftsführer bei Amberg-Hossbach. «Da habe ich gemerkt, jetzt gelingt es mir. Ich kann etwas aufbauen.»

Was es ausmachte, war mehr als nur der Erfolg: «Wir hatten Kundenzuwachs. Ich konnte gute Mitarbeitende einstellen, ein paar starke Kräfte übernehmen. Eine tolle Frau im Sekretariat, ein neuer Verkäufer – und ein Team, das über viele Jahre zusammenblieb. Über zehn, zwanzig Jahre! Das ist heute selten geworden, aber darauf bin ich bis heute stolz.»

Besonders berührt hat ihn die Geschichte von Zipan, einem jungen Geflüchteten aus Syrien.

«Er kam ohne Deutschkenntnisse, machte EBA, dann EFZ – und hat mittlerweile die Berufsprüfung abgeschlossen. Heute arbeitet er bei uns – das ist einfach grossartig und macht mich stolz.»

Auch an den SwissSkills hat er Lernende begleitet – mit Gold-, Silber- und Bronzemedaillen. «Aber am meisten freue ich mich, wenn jemand den Mut fasst, weiterzumachen – weil er zum ersten Mal spürt, dass er etwas kann.»

Sein Erfolgsrezept? «Ein Lernumfeld schaffen, in dem Leistung möglich ist – und in dem man wachsen darf.

Es geht nicht nur um Technik, sondern auch um Haltung. Und um das gute Gefühl, am Abend sagen zu können: Ich habe etwas Sinnvolles gemacht.»

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