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Bildung + Chancen

Respekt am Arbeitsplatz

Eigene und fremde Grenzen schützen: Mobbing, sexuelle Belästigung und Diskriminierung

Viele Mitarbeitende und Führungspersonen leiden unter Grenzverletzungen und fehlendem Respekt am Arbeitsplatz. Dies ist nicht in Ordnung, denn: Alle Menschen haben die gleichen Rechte und ihre Würde muss geschützt werden. Niemand darf benachteiligt werden. Arbeitgebende sind verpflichtet, einen respektvollen Umgang am Arbeitsplatz zu fördern.

Der zweiteilige Lehrgang ist speziell für die Reinigungsbranche entwickelt worden. Er vermittelt Mitarbeitenden und Führungspersonen das nötige Wissen, um Fälle von Mobbing, sexueller Belästigung und Diskriminierung zu erkennen und darauf richtig zu reagieren.

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Interview mit Lu Decurtins: "Im Kurs Respekt am Arbeitsplatz lernen Reinigungsprofis, eigene Grenzen zu setzen und andere zu respektieren."

Kursleiter Lu Decurtins ist Sozialpädagoge und Supervisor und trainiert seit vielen Jahren Führungskräfte und Teams. Er erklärt, was Diskriminierung bedeutet.

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Lu Decurtins, Sozialpädagoge und Supervisor, trainiert seit vielen Jahren Führungskräfte und Teams.

Lu Decurtins: Fast vier von zehn Menschen berichten 2023 in einer Umfrage des Bundes von Diskriminierung. Diskriminierung bedeutet Ausgrenzung, Spott, verbale oder sogar körperliche Gewalt und sexuelle Belästigung am Arbeitsplatz. Das hält das Gleichstellungsgesetz fest. Gemäss Bundesgesetz über die Gleichstellung von Frau und Mann (GlG) verletzt geltendes Recht, wer eine andere Person bei der Arbeit oder am Arbeitsplatz sexuell belästigt.

Was beinhaltet der Kurs?

Der Kurs der ZPK gehört in den Bereich Arbeitssicherheit und Gesundheitsschutz: Er beugt vor und klärt auf. Statt mit Helm, Schutzbrillen und Handschuhen schützen rechtliche Grundlagen die persönliche Integrität. Wir füllen den Rucksack mit ganz konkreten Werkzeugen, um zu lernen, was noch akzeptabel ist und was nicht und wie man sich wehrt. Es geht um Nähe und Distanz und um Grenzen. Die Wahrnehmung dazu ist in verschiedenen Kulturen unterschiedlich und sehr individuell. Es gibt kein „Durchschnittsempfinden“. Das zu erleben, ist hilfreich.

Welchen Nutzen haben Arbeitgebende?

Je respektvoller der Umgang im Team, desto mehr Freude und Lust am Arbeiten sind da, desto besser die Leistung. Offene und positive Kommunikation erhöhen die Motivation. Viele Jobwechsel entstehen durch schlechte Stimmung und ein diskriminierendes Klima, was vermeidbar wäre. Wir wissen alle, wie zeitaufwendig und kostspielig die Mitarbeitendensuche ist.

Gibt es ein spezielles Aha-Erlebnis, das immer wieder passiert?

Ich freue mich immer, wenn aus einem unsicheren ein klares Nein wird. Und trotz des ernsten Themas ist es auch immer wieder lustig: Lauthals mussten wir alle lachen, als wir die bekannte Tramsituation übten: Ein Mann setzt sich breitbeinig hin und nimmt der Banknachbarin den Platz weg. Wir haben geübt, wie wir mit dieser – vielen bekannten – Alltagssituation umgehen. Eine Teilnehmerin hat dann ganz einfach ihre Beine über die des Mannes gelegt. Diese Reaktion löste Heiterkeit aus - wäre aber wohl effektiv.

"Der Kurs der ZPK ist ein wichtiges, präventives Angebot für die Reinigungsbranche."

Ist die Reinigungsbranche speziell anfällig für Diskriminierung?

Ja, die Reinigung ist auf vielen Ebenen gefährdet. Das hat vor allem drei Gründe. Einerseits haben wir in der Reinigungsbranche leider noch immer zu viele nicht offizielle Arbeitsverhältnisse. Diese Menschen sind mehr Diskriminierung ausgesetzt.

Andererseits treffen in der Branche Menschen mit unterschiedlichen Nationalitäten, Sprachen, Religionen und Kulturen aufeinander. Das kann zu Missverständnissen führen.

Zudem besteht oft ein Kontakt zu Kundinnen und Kunden bzw. Benutzenden der zu reinigenden Räumlichkeiten, was dort wieder zu Gefährdung führen kann.

"Arbeitgebende müssen klare Regeln gegen Diskriminierung aufstellen. Sie sind verantwortlich für die Sicherheit."

Können Sie Beispiele nennen?

Reinigungskräfte erleben häufig rassistische, sexistische oder anstössige Bemerkungen. Eine typische Situation, die mir immer wieder geschildert wird: Eine Reinigungskraft reinigt ein Pissoir und stellt ein entsprechendes Schild vor die Tür. Ein Mann ignoriert dieses Schild und nutzt trotzdem das Pissoir. Das ist respektlos. Problematisch sind auch unerwünschte, konkrete Angebote oder Komplimente.

Vieles ist im Graubereich, etwa anzügliche Sprüche.

Ja, wenn jemand mir die Schulter tätschelt „ohne böse Absicht“, und mir damit aber zu nahekommt. Solches Verhalten darf angesprochen werden. Betroffene sind hier geschützt durch das Gleichstellungsgesetz, das direkt die Arbeitgebenden in die Verantwortung nimmt. Diskriminierung ist kein Kavaliersdelikt.

Wo ist denn die Verantwortung der Arbeitgebenden, respektive der Vorgesetzten?

Die ist gross. Arbeitgebende und Vorgesetzte sind verantwortlich für die Sicherheit der Mitarbeitenden. Sie müssen deshalb klare Regeln gegen Diskriminierung aufstellen, diese bekannt machen und Ansprechpersonen benennen. Wer den Schutz der Mitarbeitenden nicht ernst nimmt, kann belangt werden. Es gibt deshalb auch Kurse spezifisch für Vorgesetzte und Teamleitende.

"Die Reinigung ist auf vielen Ebenen gefährdet: wegen nicht offiziellen Arbeitsverhältnissen, unterschiedlichen Kulturen und dem Kundenkontakt."

Wie gehen Sie mit persönlichen Erfahrungen der Teilnehmenden um?

Es macht mich betroffen, dass Menschen aufgrund ihrer Herkunft, ihres Geschlechts oder ihrer Religion diskriminiert werden. Wenn nötig, vermittle ich dann auch an andere Unterstützungsangebote für Betroffene. Der Kurs der ZPK „Respekt am Arbeitsplatz“ ist ein wichtiges, präventives Angebot für die Reinigungsbranche.

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